Klaus Heim feierte seinen 85. Geburtstag
Er war der Chauffeur von Aktivist Schwarze Pumpe und wäre beinahe Zweitligaspieler geworden.
Spieler und Trainer kamen und gingen – er blieb. Etwa 15 Jahre war Klaus Heim der Busfahrer der Pumpe-Fußballer. Damit hat er in den 60er Jahren wahrscheinlich mehr Aktivist-Spiele gesehen als so mancher Fan. Schließlich führten die Touren im treuen Garant und später im Robur LO durch die ganze Republik und oft auch ins Ausland zu Trainingslagern oder Testspielen. Klaus gehörte als sicherer Kombinats-Kraftfahrer quasi zur Mannschaft von Aktivist Schwarze Pumpe und hat bis heute guten Kontakt zu ehemaligen Aktiven. Er feierte kürzlich seinen 85. Geburtstag.
Er wurde am 11.05.1937 im Brigittenhof (Schwarze Pumpe) als eines von 5 Kindern geboren. Sein Vater war Bergmann, die Mutter Köchin. Aufgewachsen ist er in Zittau, denn die Eltern gaben ihn in dieser schweren Zeit mit Versorgungsnotlagen zu Verwandten nach Zittau. Dort besuchter er auch die Schule und lernte später KFZ- Schlosser. Nach Abschluss der Lehre zog es ihn mit 19 Jahren zurück in seinen Geburtsort nach Schwarze Pumpe.
1956 begann er im Gaskombinat Schwarze Pumpe als Kraftfahrer zu arbeiten. Dort hat er als Kraftfahrer im Kombinat Schwarze Pumpe begonnen. Er erinnert sich: „Erst fuhr ich Trecker, dann Laster, schließlich machte ich den Busschein. Als der Hauptfahrer von BSG Aktivist mit TBC ins Krankenhaus kam, rückte ich nach.“
Fortan chauffierte er für ein Bruttogehalt von 438 Mark die Kicker durch die ganze Republik. Erst in der Bezirksliga, später auch in der DDR-Liga bis an die Ostsee. „Da waren wir manchmal drei Tage und mehr unterwegs, haben in einem Hotel geschlafen.“ Im treuen Garant K30 und später im Robur LO ging es oft auch ins Ausland zu Trainingslagern oder Testspielen. Seine weiteste Tour führte ihn im Sommer 1966 bis ins slowakische Trnava. „Das war noch hinter Bratislava. Als wir nach zwölf Stunden ankamen, hatte ich regelrecht Schwielen an den Händen. Servolenkung gab es damals noch nicht.“ Immerhin: Der gelernte KfZ-Schlosser konnte kleine Wehwehchen seines Gefährts gleich selbst reparieren. So blieb ihm eine längere Panne erspart. Unvergessen sind ihm die vielen Sportler, die er im Laufe der Jahre kennenlernte. Und auch die Streiche, die manche ihren Vorgesetzten spielten. „Fußballchef Herbert Hipko hatte seinen SR2 immer in der Sportlerbaracke stehen. Nach einem zünftigen Gelage haben ihm einige Spieler in den Tank gepinkelt“, berichtet Klaus Heim schmunzelnd. „Ich möchte diese Zeit wirklich nicht missen.“
Verrückt: Im Oktober 1967 wäre der Busfahrer beinahe über Nacht zum Zweitligaspieler geworden. Trainer Heinz Pönert hatte die Fahrt zu Dynamo Schwerin nur mit zehn Aktiven angetreten, der elfte sollte selbstständig anreisen, verschlief aber. „Da wollte der Trainer, dass ich unter seinem Namen auflaufe. Ein bisschen bäbbeln konnte ich schließlich auch“, lacht Klaus Heim. „Am Ende haben wir den Plan doch verworfen. Die Gefahr einer Verletzung erschien zu groß. Und dann hätte niemand den Bus heimfahren können …“ Pumpe trat nun in Unterzahl an, verlor 0:2.
Spannend war es Früher, wenn die Mannschaft sich zu den Spielen gegen die Sowjetunion vorbereitet wurde. Da musste die Mannschaft in Kienbaum im Stasigelände sportlich und politisch auf das kommende Sportereignis vorbereitet werden.
Heute lebt Klaus Heim mit seiner Lebensgefährtin in Trattendorf, noch immer ganz in der Nähe des einst so mächtigen Kombinats. Er erinnert sich: Als ich 55 Jahre alt war wurde ich wie viele in Vorruhestand geschickt. Wie viele Kilometer er einst hinterm Lenkrad gesessen hat, hat er nie zusammengerechnet.
„Am meisten gefreut hat mich, dass ich als Busfahrer quasi ein Teil der Mannschaft war. Ich denke sehr gern zurück.“
– Werner Müller